Markt Kleinwallstadt Markt Kleinwallstadt

Historischer Ortsrundgang

Die geschichtsträchtige Vergangenheit des Marktes Kleinwallstadt spiegelt sich besonders im historischen Ortskern rund um das Alte Rathaus am Römer und der Pfarrkirche wieder.

Historische Sehenswürdigkeiten in Kleinwallstadt

Altes Rathaus am Römer

Das Alte Rathaus wurde laut einer steinernen Inschriftentafel im Jahre 1773 errichtet. Es beherbergte im Erdgeschoss die technische Ausrüstung der Feuerwehr, im Obergeschoss die Verwaltungsräume. Eine Reihe von Umbaumaßnahmen veränderte immer wieder das Gesicht des historischen Amtsgebäudes.

Ölbergkapelle

Die barocke Ölbergkapelle, entstanden im späten 17. Jahrhundert in unmittelbarer Nachbarschaft der Kirche, war über einen langen Zeitraum Grablege der Adelsfamilie der Berninger und letzte Ruhestätte von mindestens fünf Ortsgeistlichen. Sie wurde 1925 zu einem Kriegerdenkmal umgestaltet. Der Altar mit dem Gefallenendenkmal trägt eine Pieta, die vielleicht aus dem 16. Jahrhundert stammt und früher das seitliche große Grabmal krönte.

Christkönigskapelle

Fünf Kleinwallstädter Geschäftsleute fassten 1928 den Entschluss, im Wald auf dem Plattenberg eine Kapelle zu erbauen. Entlang des „Armuthswegs“ wurden zunächst  14 Kreuzwegstationen errichtet. Im Jahr 1930 nahm man dann den Bau der Kapelle vor, die 1931 fertiggestellt wurde. An ihrem Standort an der Bildeiche treffen mehrere Waldwege zusammen.

Nicht zuletzt der persönliche Einsatz vieler Ortsbürger, Handwerker und Geschäftsleute und deren Großzügigkeit bei der kostenlosen Bereitstellung von Baumaterialien und Ausstattungsobjekten im Laufe der Kapellengeschichte machen das kleine Gotteshaus mit den Kreuzwegstationen auf dem Plattenberg so schätzenswert.

Kriegerdenkmal

Das Kriegerdenkmal neben der Kirche St. Peter und Paul erinnert an die Opfer der letzten (1870/71 Deutsch-Französischer Krieg, 1914-18, Erster Weltkrieg, 1939-45 Zweiter Weltkrieg). Hofstetten besitzt eine eigene Kriegergedächtnisstätte auf dem Friedhof des Ortsteils.

Templerhaus

Das sogenannte „Templerhaus“ zählt zu den ältesten Profangebäude Mainfrankens. Um die Mitte des 13. Jahrhunderts errichtet, blieb trotz einiger Umbauten ein großer Teil des Hauses bis heute erhalten. An der Südfassade lässt sich noch heute erkennen, wie das Haus ursprünglich einmal ausgesehen haben muss.

Das Ehepaar Anja und Dr. Axel Schnabel hat dieses Baudenkmal erworben und mit großem Engagement und viel Idealismus saniert und so vor dem Verfall gerettet.

Im Zug der umfangreichen Instandsetzungsmaßnahmen wurde das Dachwerk ertüchtigt und das Dach mit historischen und neuen, handgestrichenen Biberschwanzziegeln eingedeckt. Historische Putzschichten wurden gesichert. Die prägende Umgestaltung von 1567 wurde zum Ausgangspunkt für die farbige Neufassung der Außenfassaden.

Auch im Inneren wurde die Befundlage bei der Restaurierung beachtet. Reste der mittelalterlichen Farbfassungen wurden konserviert und in die Neugestaltung eingebunden.

Fachwerk

Das Fachwerk war früher die bevorzugte Bauweise der wenig begüterten bäuerlichen Bevölkerung. Erst in der Folgezeit konnte man es sich leisten, Wohnhäuser, Scheunen und Stallungen mit Sandstein aus den örtlichen Steinbrüchen zu errichten.

Altfränkische Torbögen

Schmucke altfränkische Torbögen prägten einst das Ortsbild der Gemeinde. Noch zehn solcher Einfahrten sind erhalten. Die ältesten von ihnen gehen bis ins 17. Jahrhundert zurück.

Ortsmauer

Reste der alten Wehrbefestigung aus dem frühen 14. Jahrhundert mit zwei erhaltenen Schalentürmen, Mauern und Schießscharten dokumentieren die ehemalige verwaltungspolitische Bedeutung der Marktgemeinde im Mainzer Kurfürstentum.

Rotes Kreuz

Das Rote Kreuz, eine aus rotem Sandstein gefertigte Kreuzigungsgruppe mit zwei Assistenzfiguren, steht neben der Straße vor der Rohe'schen Altenheimstiftung. Die eingravierte Jahreszahl 1606 verrät das Alter der Steinmetzarbeit, während das Wappen des Mainzer Kurfürsten Schweikard von Kronberg (1604-1626) am Fuße des senkrechten Kreuzbalkens auf den möglichen Stifter hinweist.

Das Alte Schloss

Das „Alte Schloss“ im Kleinwallstadter Forst war einst eine mittelalterliche Burganlage aus dem zweiten Drittel des 13. Jahrhunderts. Mit ihrer bis zu zehn Meter hohen Umfassungsmauer war sie eine der mächtigsten Burgen im Spessarter Raum. Nur bis etwa 1270 war die Burg bewohnt. Dann wurde sie nahezu dem Erdboden gleichgemacht.

Über die Hintergründe dieser systematischen Zerstörung und über die Erbauer sind sich die Fachleute bislang nicht einig. War es eine Burg der Mainzer Kurfürsten oder kommen als Bauherren die Grafen von Rieneck in Frage? Eine endgültige Antwort muss zunächst offen bleiben.

Der „Scherenstein“ und seine Geschichte

Der im Volksmund als „Scherenstein“ bekannte Sühnestein stammt vermutlich aus dem 18. Jahrhundert. Der Überlieferung nach erinnert er an ein Beziehungsdrama, bei dem zwei Schwestern aus Eifersucht mit Schere und Sichel sich gegenseitig den Tod gaben.

Wahrscheinlich aber deutet die eingemeißelte Schere nicht auf ein Tötungswerkzeug hin, sondern auf eine Person namens Scheer oder Scherer, die den Stein einst errichtete. Der Gekreuzigte auf der Vorderseite und der Auferstandene auf der Rückseite des Steins stehen für Leiden, Auferstehung und Himmelfahrt, an die der Steinsetzer seine eigene leidvolle Lebensgeschichte zu binden versucht.

Gasthäuser

Eine ganze Reihe von Gasthäusern, Restaurants und Bistros laden Einheimische und Besucher zur Einkehr ein. Einige von ihnen können auf eine lange Geschichte zurückblicken.

Das ehemalige „Gasthaus zur Traube“ – auch einst mit eigener Brauerei - besitzt eine weit zurückreichende Geschichte, kann dabei jedoch eine historische Besonderheit aufweisen.

In den 1840er Jahren war Adam Dölger Wirt des Gasthauses. Es war eine von politischen Umwälzungen und wirtschaftlicher Not geprägte Zeit, die viele deutsche Bürger aus dem Lande trieb. Vier von sieben Söhnen des Traubenwirts, Josef, Anton, Franz und Peter, machten sich auf, um in der neuen Welt eine neue Heimat zu finden. Die vier Auswanderer ließen sich in New York nieder und stiegen, da von Haus aus gelernte Bierbrauer, in das Braugeschäft ein. Josef und Peter Dölger gründeten ihre eigenen Brauereien und kamen zu Reichtum und Wohlstand.

Josef, der älteste der Dölger-Brüder, hatte zwei Söhne und eine Tochter. Sohn Jacob heiratete eine Christiana Brimier und hatte mit ihr sechs Kinder. Tochter Matilda Dölger heiratete den Preisboxer John Patrick West. Aus dieser Ehe gingen wiederum vier Kinder hervor. Eines davon war Mary Jane West, der spätere weltberühmte Film- und Bühnenstar Mae West.

1894 wurde die Traube von Franz Xaver Eckerle, dem Urgroßvater von Edgar Rittger gekauft. Seit dieser Zeit war die Traube im Besitz der Familie von Edgar Rittger. Dieser übernahm 1988 als letzter Traubenwirt die Gaststätte von seiner Mutter Hermine und hat mit seiner Frau Gisela das Gasthaus bis 2015 bewirtschaftet.

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