Amtsblatt - Aktuell
Aktuelle Ausgabe
Von einer bewegten Geschichte geprägt, ist Kleinwallstadt heute eine lebendige Wohngemeinde mit kleinstädtischem Flair. Aus einem kompakten historischen Ortskern hat sie sich, vor allem in der Nachkriegszeit, gewaltig erweitert. Im Norden, Osten und auch Süden sind aufgelockerte Neubaugebiete entstanden, die flächenmäßig den alten Ort um ein Vielfaches übertreffen. Mit der Eingemeindung des Nachbarortes Hofstetten im Jahre 1971 stieg die Einwohnerzahl auf 5805 an (Stand 30.06.2016).
Kleinwallstadt, einer der ältesten Orte des Landkreises, war schon sehr früh besiedelt. Bodenfunde (1975) aus der Hallstattzeit und ein Alemannengrab, das man 1980 am Südrand der Gemeinde freilegte, weisen neben den zahlreichen bronzezeitlichen Hügelgräbern im östlich gelegenen Gemeindeforst auf die vorgeschichtlichen Bewohner hin.
Schon im frühen 8. Jahrhundert wurde Kleinwallstadt von den Klöstern Lorsch und Amorbach missioniert und gelangte als Schenkung durch Kaiser Heinrich II. (1002-1024) an den Mainzer Bischofsstuhl, was der Gemeinde die Bezeichnung Wallstadt Episcopi (Bischofswallstadt) einbrachte. Bereits im Jahr 1023 errichtete der Mainzer Erzbischof daselbst eine Vogtei. Verbunden mit einem Zehntgericht verwalteten die Mainzer Herren somit von Kleinwallstadt aus einen Großteil des Spessarts. Schon sehr früh erhielt die Gemeinde das Marktrecht, das mit dem Befestigungsrecht verbunden war.
Zahlreiche begüterte Adelsfamilien ließen sich in Kleinwallstadt nieder, unter anderen die Vocke von Wallstadt und die begüterten Grafen von Ingelheim, deren Zehntscheune heute noch erhalten ist.
Der Dreißigjährige Krieg, vor allem die verheerenden Schwedenkriege, verbunden mit katastrophalen Pest-Epidemien, brachten viel Elend über den Marktflecken und dezimierten die Bevölkerung erheblich. Da in den Kriegswirren nahezu sämtliche Aufzeichnungen und Urkunden der Kommune verloren gingen, erließ der Mainzer Erzbischof für Kleinwallstadt und seine umliegenden Dorfschaften eine neue Zunftordnung. Daraus geht hervor, dass hier früher schon reges Gewerbetreiben herrschte. 17 Berufe wie Bender, Bierbrauer, Zimmermann, Maurer, Hafner, Färber, Glaser, Strumpfweber und Leineweber werden aufgeführt.
Mit der Zerschlagung des Mainzer Kurstaates 1803 und nach einer kurzen Zugehörigkeit zum Fürstentum Aschaffenburg sowie dem Großherzogtum Frankfurt gelangte Kleinwallstadt 1814 schließlich zu Bayern.
Drei weitere Kriegsepochen – der Deutsch-Französische Krieg (1870/71), der Erste Weltkrieg (1914-18) und der Zweite Weltkrieg (1939-45) – brachten nicht nur wirtschaftliche Not, sondern kosteten wiederum viele Menschenopfer.
Bis in die 50-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts dauerte es, ehe sich auch die Marktgemeinde Kleinwallstadt erholt hatte und im Zuge des deutschen Wirtschaftswunders aufblühte. Aus der ehemals bäuerlich-handwerklich strukturierten Gemeinde entwickelte sich durch den Einfluss der Industrialisierung sehr schnell ein höchst modernes Gemeinwesen mit einer umfassenden Infrastruktur, die nahezu allen Bedürfnissen seiner Bürger entgegenkommt.